Die andere Seite des Ruhms: Detroit
von den 1950ern bis zu den 80er Jahren die Hälfte
seiner Einwohner verloren. Aus der glanzvollen Millionenmetropole
wurde Mitte der 80er Jahre ein trauriges Beispiel für den Niedergang
der herkömmlichen Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts.
1989 standen ungefähr 15.000 Häuser leer, an
Halloween gab es mit Einbruch der Dunkelheit eine Ausgangssperre
für Jugendliche, weil die Feuerwehr mit den Brandstiftungen leer
stehender Häuser nicht mehr hinterher kam. Mit bis zu 600 Morden
jährlich kam Detroit 1988 in den zweifelhaften Ruf des "Murder
Capital USA" (ein Jahr "schmückte" sich
Washinton D.C. diesen Titel). Nicht zuletzt durch das Elend mit der Crack-Kokainsucht
wurden damals 40 von 1000 Babies tot geboren - eine Zahl, die
selbst in manchen Ländern Afrikas noch niedriger ist.
Das Szenario auf Deutschland übertragen: Köln schrumpft auf die Hälfte seiner Größe, ungefähr 60%
der Innenstadtgeschäfte stehen leer, die Vororte sind in kasernen-
und festungsartige Siedlungen unterteilt. Das befürchtete ich
für Halle, Leipzig und andere Städte, als nach der Wende die
Entwicklung Ostdeutschland ab 1990 verfolgte.
Jetzt gibt es erfreulicherweise endlich ein größeres Projekt,
das sich der Thematik international annimmt: >Schrumpfende
Städte<
Dort spielt auch Detroit und der von mir geschätzte Künstler Tyree Guyton
mit seinem >Heidelberg
Project< eine Rolle. Seine Umwandlung einer von
Drogenhändlern beherrschten Nachbarschaft in ein kleines
Kunstparadies hätte schon 2002 auf die Documenta 11 oder 2003 auf
die Biennale in Venedig gepasst.
Ich
habe einige Fotos, die ich und Freunde in den Jahren 1989 bis 1995
in Detroit gemacht habe, endlich hier ausgestellt.
Markus Schilling, März / November 2003
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